Eine "illustre Gesellschaft"

Wer waren die (Fach-)Wissenschaftler, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts positiv über J. Spanuths Arbeiten äußerten?

Redaktionelle Vorbemerkung

Im folgenden veröffentlichen wir die Transkription einer, von Jürgen Spanuth erstellten, und - vermutlich in den 1980er Jahren - unter dem Titel "Einige Stellungnahmen zu den Stellungnahmen zu den Büchern von J. Spanuth >Das enträtselte Atlantis (Stuttgart 1953) >Atlantis< (Tübingen 1965)" in Umlauf gebrachten, Liste [1] mit Namen und Stellungnahmen diverser Fachwissenschaftler, die seinerzeit im Wissenschafts-Streit um Spanuths Arbeiten seine Partei ergriffen bzw. sich positiv über seine Publikationen äußerten. Eine Kopie dieser Liste wurde uns dankenswerter Weise von dem Heimatforscher und Spanuth-Kritiker Albert Panten, Niebüll, zur Verfügung gestellt. Von ihm stammt auch die, als Randnotiz auf dieser Kopie angebrachte, Bemerkung "Eine illustre Gesellschaft!", die wir übernommen und als Überschrift für diesen Beitrag gewählt haben.

Und damit kommen wir bereits zur Begründung, warum wir es aus wissenschafts-geschichtlichen und atlantologie-historischen Gründen für angezeigt halten, diese Liste und ihre Kommentare ins Internet zu stellen. So illustrieren die hier zusammengestellten Bemerkungen nicht nur den damaligen Wissenschafts-Streit um Spanuth und sein Werk, sondern eine nähere Betrachtung lässt schon im Ansatz deutlich werden, dass eine Reihe seine Befürworter - soweit bisher durch uns feststellbar - als 'einschlägig vorbelastet' zu gelten haben, was die Zeit des 'Dritten Reichs' angeht. (Um Missverständnissen vorzubeugen: dies diskreditiert die von ihnen vorgelegten, fachlichen Aussagen keineswegs per se, ist aber insbesondere im atlantologie-historischen Kontext durchaus von Relevanz.)

Es sollte nun im weiteren Aufgabe professioneller Geschichtswissenschaftler (inbesondere jener, die sich mit der Aufarbeitung der Geschichte der hier besonders involvierten Geologie, Geschichtswissenschaften / Archäologie, Altphilologie usw. während der Periode des Nationalsozialimus befassen) sein, weitergehende Untersuchungen dazu anzustellen, inwieweit sich der Kreis der professoralen Unterstützer Spanuths aus "alten Nazis" zusammensetzte, was - dies meinen wir jetzt schon feststellen zu können - keineswegs durchgängig der Fall gewesen zu sein scheint. Auch hier müssen wir einmal mehr betonen, dass es weder historisch zutreffend, noch argumentativ redlich ist, alle Anhänger und Befürworter der Spanuth´schen Atlantis-Lokalisierung in die 'rechte Ecke' zu stellen!

Da wir uns darüber klar sind, dass auch viele Wissenschaftshistoriker - ohne nähere Kenntnis der Materie - dem gesamten Atlantis-Komplex ablehnend gegenüber stehen, sei darauf hingewiesen, dass es im vorliegenden Kontext ja keineswegs um die Diskussion oder Klärung atlantologischer Fragen geht, sondern a) um die Aufarbeitung der Wissenschaftsgeschichte zwischen 1933-1945 sowie der 1950er und 1960er Jahre -- und b) um die Frage, in wie fern die Auseinandersetzung zwischen akademischen Befürwortern und Gegnern Spanuths einen explizit wissenschaftlichen Charakter aufwies bzw. in welchem Umfang auch völlig andere Aspekte eine Rolle spielten. Die Vitae der Spanuth-Kontrahenten müssen dabei - mit besonderer Berücksichtigung ihrer Aktivitäten während des 'Dritten Reichs' - ebenso gründlich unter die wissenschafts-historische 'Lupe' genommen werden wie diejenigen seiner Befürworter! Insofern stellt sich uns - in Ergänzung der Überschrift dieses Beitrags - auch die Frage: Wer waren die (Fach-)Wissenschaftler, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts NEGATIV über J. Spanuths Arbeiten äußerten?

Vor allem sehen wir diesbezüglich die Universität Kiel in der Verantwortung, sich aktiv an der Aufarbeitung des Komplexes "Atlantis-Streit um Jürgen Spanuth" zu beteiligen. Immerhin steht nicht nur der Kieler Professor Karl Gripp (1891-1984), sondern mit ihm eine ganze Reihe von Wissenschaftlern dieser Universität nach wie vor unter "dringendem Tatverdacht", im Rahmen besagter Kontroverse Junk-Science betrieben und mit gefälschten Daten (Fälschungen an fremden und eigenen Arbeiten) operiert zu haben, um den missliebigen 'Außenseiter' Spanuth öffentlich zu diskreditieren. Es sollte im ureigensten Interesse der Universität liegen, diese Vorwürfe entweder durch ihre Widerlegung zu entkräften (was angesichts der uns bisher vorliegenden Informationen allerdings kaum möglich erscheint), oder aber durch einen engagierten Beitrag zur Aufarbeitung dieses Teils ihrer Geschichte deutlich zu machen, dass sie sich heute ohne Wenn und Aber von derartigen Praktiken distanziert.


Bernhard Beier
Redaktion Atlantisforschung.de


Einige Stellungnahmen zu den Büchern von J. Spanuth >Das enträtselte Atlantis (Stuttgart 1953) >Atlantis< (Tübingen 1965)

Zusammengestellt von Jürgen Spanuth


  • Prof. Dr. P. Paulsen (Vor- und Frühgeschichte): "Nach Kenntnisnahme der wissenschaftlichen Arbeiten von Herrn Pastor Jürgen Spanuth, Bordelum, über Atlantis erkläre ich, daß es sich um ernste wissenschaftliche Forschungen handelt, die in jeder Hinsicht zu unterstützen sind. Ich halte es von ganz besonderem wissenschaftlichen Interesse, daß Untersuchungen durch Taucher- oder Baggerarbeiten auf dem >Steingrund< bei Helgoland vorgenommen werden." (1.7.49)
  • Prof. Dr. O. Huth [2] (Germanist, Tübingen): "Ich las Ihr Werk in einer Nacht durch und beglückwünsche Sie zu dieser ausgezeichneten Darstellung Ihrer Auffassung und Ihrer Entdeckung. Vor allem aber - abgesehen von Nebensächlichem - bin ich jetzt auch überzeugt, daß Sie Recht haben in den Punkten, in denen unsere Auffassung bisher noch auseinanderging [...] Im einzelnen überzeugend und ungemein wichtig: 'Nord- und Seevölker' aus dem Nordseeraum, dortige große Katastrophen um 1200 v. Chr., 'Große Wanderung' Ausgangspunkt im Nordseeraum, Kupfer in Helgoland, 'Oreichalkos' = Bernstein [...] Ihr Buch ist ein Donnerschlag! [...] Jetzt nur meine begeisterte Zustimmung und mein Dank!" (Tübingen, 30.4.1953)
  • Prof. Dr. H. Rose (Mineraloge und Geologe, Hamburg): "Ich habe Das Manuskript des Herrn Pastor Spanuth gelesen, mich sehr über seine schöne und klare Darlegung gefreut und sie am 25.7.1952 meinem Nachfolger, Herrn Professor Dr. F.K. Drescher-Kaden ebenfalls zur Durchsicht vorgelegt. Er hat sie mir heute zurückgegeben und mir ebenfalls versichert, daß er in ihr eine vorzügliche Leistung kennen gelernt hat. [...] Wenn Herr Pastor Spanuth den Doktortitel noch nicht hat, sollte er das vorliegende Manuskript ergänzt durch Beobachtungsergebnisse zwischen der Eidermündung und Helgoland dem Archäologischen Institut der Universität zur Erlangung der Doktorwürde als Doktorarbeit vorlegen." (31.7.1952)
  • Professor Dr. Schmied-Kowarzik [3] (Historiker, früher München): "Haben Sie herzlichen Dank, daß Sie (über den Kimbern- und Teutonenzug, über Tacitus Germania und über Pytheas hinaus) der deutschen Geschichte eine uralte lebendige Erzählung aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. Geb. gerettet haben, große Aufgaben sind damit der Wissenschaft gestellt!" (12.4.53) Derselbe: "Wir haben Ihre bahnbrechenden Entdeckungen in aller Demut, aber mit berechtigter Freude zu pflegen. Ich möchte Ihrer Arbeit weiterhin herzlichst guten Erfolg wünschen". (23.4.1953)
  • Professor D. Karl Andrée [4] (Geologie und Meereskunde, Göttingen): "Daß Ihre Forschungen und ihr Buch eine Tat bedeuten und die Vor- und Frühgeschichtler, Archäologen, Ägyptologen und Altphilologen zur neuen Durchdenkung des ganzen Problemkreises anregen werden, ist sicher. Daß Basileia das alte >Südstrand< W a s m u n d s war, habe ich 1942 erkannt. Gripp ist nicht ernst zu nehmen, er redet Unsinn, wenn er behauptet, daß das Gebiet zwischen Helgoland und dem Festland seit 6000 Jahren u n t e r dem Meeresspiegel gelegen hätte. Das Wittekliff spricht allein schon dagegen! Zum Kupfer auf Atlantis (S. 101ff Ihres Buches und S. 204): Wer war denn der 'angesehene Geologe unseres Landes', der das Kupfer von Helgoland nicht kannte? Jeder Teilnehmer unserer Excursion nach Helgoland im Frühjahr 1924 nahm von dort Drusen mit Kupfermineralien mit! [...] Ich werde Ihr schönes Buch noch oft genug um und um wälzen und dabei gewiß noch auf interessante Fragen stoßen!" (12.4.1953)
  • Prof. Dr. Erik Holm (Universität Pretoria) in einem Brief an Dr. K.H. Spies, Pretoria, Strubenstraat 221 vom 7.7.1953: "Sie können sich nicht vorstellen, welche Bedeutung das Wissen um Spanuths herrliche Entdeckung für mich und alle hat. Haben Sie tausendmal Dank für die Vermittlung dieses Wissens. Wenn ich ein alter Mann wäre, könnte ich mich glücklich zu Grabe legen und Gott danken, daß ich dieses noch sehen konnte. Nun aber bin ich jung und die Unruhe, was man tun müßte und könnte, hält mich in Spannung... Ich überlege mir, ob ich nicht alle Berufe bis auf die Kunstschule und die Vorlesungen an der Universität für Südafrika fahren lasse, und das Land mit Lichtbildervorträgen überziehe. Ich denke, daß man zunächst durchs Wort die träge Masse zum Brodeln bringen könnte und müßte."
  • Prof. Dr. F. Hamburger (Wien, z.Zt. Vöcklabruck, Brief vom 30.9.53): "Heute will ich Ihnen meine Bewunderung für Ihr Atlantisbuch aussprechen. Möge Ihre Entdeckung die wohlverdiente Anerkennung finden, das wünsche ich Ihnen aufrichtig. Ich habe mir das Buch angeschafft und es hat einen großen Eindruck auf mich gemacht. Mir hat fast alles eingeleuchtet, das wenige, das mir zweifelhaft schien, werde ich mir noch genauer zu Gemüte führen. Ihre Phäakentheorie ist kühn und hat mich sehr angesprochen. Wenn weitere Untersuchungen durch Taucherarbeiten weitere Bestätigungen bringen, dann ist die Spanuthsche Entdeckung noch wichtiger als die Schliemannsche.".
  • Profesor Dr. Richard Walzel, Leoben, Techn. Hochschule für Berg- und Hüttenwesen, Brief vom 3.5.1953: "Ich habe Ihr Buch mit wachsender Begeisterung gelesen und es drängt mich nun, Ihnen zu sagen, daß ich von Ihren Ausführungen überzeugt worden bin. Ich bin stark beeindruckt durch die Gründlichkeit und die kritische Methodik, mit der Sie an das vielumstrittene Problem herangegangen sind und mit denen es Ihnen gelungen ist, eine überzeugende Beweiskette zu führen, die mir fast lückenlos erscheint. Schließlich sind ja in fast allen Wissenschaften die Verfahren der Wahrheitsfindung die gleichen. Ich muß Ihnen gestehen, daß ich angesichts der so reichen Literatur, die von doch ernst zu nehmenden Forschern seit vielen Jahren über das Atlantisproblem in die Welt gesetzt worden ist, mit erheblicher Skepsis zunächst an Ihre Deutung herangegangen bin. Nunmehr bekenne ich sehr gern, daß mich die Strenge, mit der Sie Ihre Beweise führen, überzeugt. Ich entbiete Ihnen meine aufrichtigen Glückwünsche zu Ihrem wissenschaftlichen Erfolg und sage Ihnen zu der Suche nach unmittelbaren Beweisstücken ein herzliches Glückauf!"
  • Professor Dr. Hertzberg, Theologie, Kiel, in "Arbeit und Besinnung" vom 1.6.1953: "Das klar und mit dem Schwung der Überzeugung geschriebene Buch und die jahrelange Arbeit, die dahinter steht, wird dem Verfasser mit Recht Achtung, ja Bewunderung, eintragen."
  • Professor Dr. Dr. Friedrich Lange, Berlin, Brief vom 12.4.1953: "Welche Gefühle überkommen einen bei diesem Buch! Es wird niemand übelnehmen können, daß man das Buch mit Skepsis in die Hand nimmt. Aber wie wird diese beseitigt! Mit immer größerer Spannung wird man von diesem Buch erfüllt, wird durch die Schlüssigkeit seiner Beweise gepackt, findet selbst die eine oder andere Analogie und zusätzliche Beweisführung und erlebt dann die geradezu dramatische Entdeckungsfahrt hinaus auf die Nordsee... Ja, hier ist die Bestätigung! Hier schließt sich die Beweiskette einer mit außerordentlichen Kenntnissen und großem Scharfsinn geführten Forschungsarbeit."
  • Professor Dr. Emile Biollay, Genf, z.Zt. Sion, Valais, Schweiz, Brief vom 16.3.1955: "Mit größter Begeisterung habe ich Ihr Buch >Das enträtselte Atlantis< in seiner französischen Übersetzung gelesen. Darf ich Ihnen meine Bewunderung und meine Dankbarkeit für Ihr wunderbares Werk ausdrücken?" Derselbe in einem Brief vom 31.3.1955: "Ich danke Ihnen vielmals für Ihren wertvollen und liebenswürdigen Brief vom 25.3.1955. Selbstverständlich dürfen Sie in einer kommenden Auflage unter Hinweis auf meine Urheberschaft an sämtliche von mir mitgeteilten Bemerkungen erinnern. Ich werde nur stolz darauf sein, da ich meine, Sie haben die größte geschichtliche Entdeckung der Gegenwart gemacht und ich bin sehr froh, daß meine Auskünfte Ihnen nützlich zu sein scheinen."
  • Professor Dr. M. Löpelmann, Berlin, Brief vom 24.10.1953: "Ihr Buch über das alte Atlantis habe ich mit großem Interesse gelesen. Ich verfolge nämlich als Philologe und Ethnologe seit vielen Jahren die Zusammenhänge der vorindogermanischen Völker im westlichen Europa und ihre Beziehungen zu Nordafrika... Ich schicke Ihnen dies alles voraus, sehr verehrter Herr Pastor, nicht um Ihnen grundsätzlich zu widersprechen, im Gegenteil, ich war immer darauf vorbereitet, daß einmal jemand an der Nordseeküste Entdeckungen machte, die mit Atlantis Beziehungen haben. Und ich möchte nur wünschen, daß Ihre Tatkraft nicht erlahmt, mit der Arbeit fortzufahren und handgreifliche Beweise aus der Tiefe zu holen, die Ihre Theorie zur Tatsache machen. Nur eben wollte ich zu bedenken geben, daß es sich bei Ihrer Basileia um einen Bezirk von Atlantis handeln dürfte, nicht um das Ganze. Besonders beeindruckt hat mich übrigens Ihre Interpretation der einschlägigen Homer-Stelle, und ich glaube, Sie sind auf dem richtigen Wege."
  • Professor Dr. F. Michel, Tucumán, Argentinien, Brief vom 8.12.1953: "Noch nie habe ich, nachdem ich ein Buch gelesen hatte, mich an den Verfasser gewandt. Hier m u ß ich es aber tun... Ich bin überzeugt, daß Ihnen eine große Entdeckung gelungen ist. Man wird Sie bekämpfen, nicht ernst nehmen oder ironisieren. Aber das war bei allen großen Entdeckern so und wird Sie nicht anfechten."
  • Professor Dr. von Stokar [5], Vorgeschichte, Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz, z.Zt. Koblenz Ehrenbreitstein, Brief vom 27.12.1953: "Da sandte mir eines Tages mein Buchhändler Ihr Buch >Das enträtselte Atlantis<. Ich dachte mir: Schon wieder einer und legte es einstweilen >zu den Akten<. Da bekam einer meiner Söhne zu Weihnachten >Das neue Universum<, in dem Sie erneut schrieben. An einem Abend der Vorweihnachtszeit nahm ich mir das künftige Geschenk vor. Man muß ja heutzutage tatsächlich die Bücher, die man Jungens in die Hand gibt, vorher durchblättern, denn die modernen Schriftsteller haben über die Bildung der Jungenseele etwas eigenartige Vorstellungen. Der erste Eindruck Ihres Aufsatzes >Wie ich Atlantis fand< war ihre humanistische Bildung, Ihre, man kann schon sagen glasklare Logik und zum Schluß der fast jubelnde Ausdruck: quod erat demonsrandum! Ich hatte an dem Aufsatz meine reine Freude! Endlich wieder ein Mensch! Es war daher selbstverständlich, daß ich mir die für die Feiertage vorgesehene Arbeit über die Fehlkonstruktion der Hypokausten auf der Saalburg nicht hervorholte, sondern Ihr >Enträtseltes Atlantis<. Ich habe drei Tage gelesen, nicht allein mit den Augen, sondern mit dem Bleistift und mit meiner Bibliothek. Der Bleistift hatte nur wenig zu tun. Einige kleine Zweifel kamen mir, z.B. warum sollen die Nordleute keine Ruderboote in der Seeschlacht gehabt haben?... Sie haben etwas geschaffen, was Sie Ihr Leben lang nicht mehr los werden. Sie haben eine Tür aufgetan! Sie werden angegriffen und begeifert werden, gerade in jetziger Zeit! Ich will Ihnen weiterhelfen. Bitte schreiben Sie mir gelegentlich einmal, wer sich gegen Sie stellt. Sie brauchen Hilfstruppen. Die soll Ihnen mein Namen geben. Allein schaffen Sie es nicht!"
  • Derselbe, Brief vom 11.1.1954: "Haben Sie recht herzlichen Dank für Ihren Brief. Als ich ihn las habe ich, verzeihen Sie, herzlich gelacht! Denn wenn Sie den alten Gripp und die hinter ihm Stehenden als die Phalanx gegen sich ansehen, die ernst zu nehmen ist, dann kann ich Sie beruhigen. Wenn Sie wüßten, was Gripp mir schon versetzen wollte. Ich bitte Sie, diese Clique nicht ernst zu nehmen. Vor allem bitte ich Sie dringend, sich auf keine Polemik einzulassen. Sie haben Gripp mit Ihrem Rundschreiben ganz enorm abgeführt. Das genügt. Sie haben ihn damit bis zur Weißglut erhitzt und das genügt auch. Nun ist es an Ihnen, den Abgestochenen vornehm zu übersehen. Wenn Gripp Sie beschimpft, sind Sie in allerbester Gesellschaft. Also streiten Sie nicht, gehen Sie unentwegt Ihren Weg! Ich bin kein Theologe! Aber hat Ihnen nicht der Herrgott den Weg gewiesen? Er ließ Sie, den >kleinen Landpastor<, auf eine Idee, die ja eigentlich Wissenschaftler hätten haben müssen, mich eingeschlossen, kommen."
  • Derselbe, Brief vom 2.5.1954: "Anbei sende ich Ihnen das Manuskript [zu meiner Entgegnung: >...und doch: Atlantis enträtselt!< Anmerkung Spanuth] zurück und bedanke mich für Ihren lieben Brief!... Ich habe an Ihrem Manuskript meine helle Freude. Spanuth kann es also auch andersrum, nicht nur volkstümlich, sondern streng wissenschaftlich! Daß Ihre Antwort an Kiel sich zu einer Riesenblamage für Kiel auswachsen wird, daran hege ich keinen Zweifel. Archäologisch ist ja doch alles sonnenklar... Neu für die Herren Wissenschaftler war ja doch nur die verblüffende Kombination des Philologischen mit dem Archäologischen. Sogenannte Teams, die zusammenarbeiten, gibt es bei uns nicht. Und da kommt denn ein Pfarrer und macht für sich so ein Team. Dann erst bildet sich so ein negatives Team, denn die Herren Wissenschaftler können es nicht ertragen, daß ein >Dilettant< etwas gefunden hat, was sie selbst längst hätten finden müssen! Bitte nehmen Sie mir das Wort >Dilettant< nicht übel. >Dilettanten< sind ja jene, die eine Wissenschaft aus Liebe zu ihr und Freude an ihr, per il loro diletto, treiben und nicht um des Gewinnes wegen. >Dilettanten< haben auf allen Gebieten der Wissenschaft, vor allem aber auch auf dem Gebiet der Archäologie, wertvolle Erkenntnisse erarbeitet. Denken Sie nur an den Abbé Breuil, an den belgischen Arzt P.C. Schmerling, an Heinrich Schliemann, an den Oberlehrer Fuhlrott und viele andere. Sie alle wurden verlacht und von den Fachwissenschaftlern als Phantasten und Narren bezeichnet, sie alle haben recht behalten. So wird´s auch Ihnen ergehen, wenn Sie nur durchhalten! ... Ich habe an Jacob-Friesen einen Brief geschrieben, von dem ich Ihnen einen Durchschlag beilege. Der Mann ist ja ein Freund Gripps und wohl ganz von Gripp beeinflußt."
  • Derselbe, in besagtem Brief an Professor Dr. Jacob-Friesen [6], 2.5.1954: "Spanuths Arbeiten in Bausch und Bogen zu verurteilen, wie Gripp und seine Freunde es getan haben, das kann eine große Pleite werden. Jedenfalls haben sich die Kieler in der Broschüre etwas geleistet, daß mir die Haare zu Berge standen. Natürlich kannte ich die Broschüre von Weyl schon. Aber sooo kann man das nicht machen. Diese Broschüre ist keine sachlich begründete Widerlegung, sondern eine Blamage. Die Herren haben ja nicht einmal Kenntnis von den neuen Arbeiten der Amerikaner, sondern arbeiten mit Argumenten, die längst veraltet sind. Als ich die Gegenäußerung von Otto las, wußte ich nicht, ob ich darüber lachen oder heulen soll. Wenn ich da lese, daß eine unmittelbare sprachliche Verständigung zwischen einem athenischen Staatsmann und ägyptischen Priestern nicht möglich gewesen sei, sondern nur in den gemischten Kreisen der Händler, Söldner und Sklaven, so ist das eine Naivität und ein Unwissen, wie ich das einem Gelehrten kaum zugetraut hätte... Nicht anders erging es mir bei der Erwiderung von Diller. Sie ist eine Blamage. Bei der Arbeit von Kagelmann habe ich schallend hinausgelacht... Das alles sind keine wissenschaftlich gut fundierten Entgegnungen, sondern ein Palaver aufgeschreckter Hühner mit erschütternd tiefem Niveau... Beschämt bin ich, was die Vorgeschichtler heranbrachten. Wie kann Schwantes 1939 noch schreiben, daß Griffzungenschwerter im germanischen Gebiet außerordentlich gehäuft vorkommen und in der Broschüre gegen Spanuth, sie seien >dem Norden fremd<... Wie kann Schwantes den Hörnerhelm leugnen für die mittlere Bronzezeit, wenn man liest, was er 1939 über die Hörnerhelme von Seeland geschrieben hat? Wie kann Jankuhn Burgen leugnen für die Bronzezeit, wenn er darüber 1941/42 in der Offa noch selber schreibt? ... Ja schwören diese Herren denn alles ab, was sie einst selbst geschrieben haben? Schwört Schwantes jetzt alles ab, was er ein Leben lang erforscht hat, nur um einen Außenseiter in die von Kiel aufgestellten Schranken zu verweisen? Am meisten hat mich Sprockhoff erschüttert, der auf einmal sein germanisches Griffzungenschwert ableugnet und umtauft in gemeines und seine Herkunft aus dem germanischen Raum, die er 1931 überzeugend nachgewiesen hat, nunmehr abstreitet... Wie gesagt, ich bin entsetzt! Die Broschüre >Atlantis enträtselt?< leugnet einfach alles, was in den letzten 20 Jahren erforscht worden ist, sie ist kein Fortschritt, sondern zu Sophus Müller und Johanna Westorf, ja sogar auf Lindenschnitt. Von dem hilflosen Gestammel von Schüttrumpf will ich gar nicht schreiben. Der arme Kerl sprach sicherlich auf Kommando seines Chefs, Gripp, um seine Stelle nicht zu verlieren. Über Schwabedissen kann man auch nur lächeln. Mein Gott, haben es die Kieler Spanuth leicht gemacht, sie zu widerlegen, und zwar zur furchtbaren Blamage von Kiel, aber auch zu unserer an ihren eigenen Schriften. Sie schreiben, Atlantis sei eine Seifenblase. Seifenblasen haben die unangenehme Eigenschaft zu platzen und wenn man zu nahe dran ist, dann geht es in die Augen. Die Kieler haben sich ohne Zweifel zu nahe daran gestellt und wenn ich Spanuth wäre und wenn dieser über die nötigen Literaturkenntnisse verfügt und erwidert, dann haben nicht nur die Kieler den Schaden davon, sondern wir alle. Mich reizt das Atlantisproblem nicht, sehr aber das Problem der nordischen Seevölker, weil das nämlich ein Schlüsselproblem ist, an dem die ganze Vermählung des Nordens mit der alten Kulturwelt hängt. Spanuth hat, wie jeder Außenseiter, mutig hineingegriffen, aber statt hinzugehen und diesen Mann zu einer fruchtbaren Mitarbeit heranzuziehen, stößt man ihn vor den Kopf und blamiert sich. Der Pastor da irgendwo bei Ihnen droben ist ein scharfer Denker, ein Humanist, der gelernt hat, Schlüsse aufzubauen. Es ist zum Heulen. Statt Spanuth zur Mitarbeit heranzuziehen, macht man so einen Wirbel."


Fortsetzung

Eine "illustre Gesellschaft" - Wer waren die (Fach-)Wissenschaftler, die sich Mitte des 20. Jahrhunderts positiv über J. Spanuths Arbeiten äußerten? (Teil II)


Danksagung

Die Redaktion Atlantisforschung.de bedankt sich ausdrücklich bei Herrn Albert Panten, Niebüll, der uns - neben anderen Materialien zur kritisch-reflektiven Rezeption J. Spanuths und seiner Arbeiten - auch eine Kopie des oben reproduzierten Manuskripts zur Verfügung gestellt hat, obwohl er und wir in vieler Hinsicht (was Jürgen Spanuth, aber auch den Komplex Atlantis/Atlantisforschung angeht) durchaus unterschiedlicher Meinung sind.


Anmerkungen und Quellen

  1. Red. Anmerkung: Aus dieser, insgesamt 15, im Original mit Schreibmaschine beschriebenen, Din-A 4 Bögen umfassenden Liste fehlt leider in dem uns (und unserem Informationsgeber) vorliegenden Fotokopien-Satz die Seite Nr. 14.
  2. Red. Anmerkung: Dr. phil Otto Huth (1906–1998), der Sohn eines Bonner Nervenarztes, war bereits seit 1922 "im völkischen Sinne politisch tätig", u.a. im NSDStB und in der SA. 1932 promovierte er in seiner Vaterstadt über ein religionsgeschichtliches Thema. Schon früh stand er mit Herman Wirth in Verbindung und verteidigte 1934, gemeinsam mit Walther Wüst, Wirths Position zur 'Ura Linda Chronik' auf der 'Berliner Disputation'. 1937 trat er dem Ahnenerbe bei, wo er zunächst an der organisationseigenen Zeitschrift "Germanien" sowie in Wirths "Pflegestätte für Schrift- und Sinnbildkunde" mitarbeitete. Später leitete er im im Rang eines SS-Obersturmbannführers das dem Ahnenerbe unterstellte "Institut für indogermanische Glaubensgeschichte" in Straßburg. Nach 1945 war Otto Huth u.a. als Professor an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Universität Tübingen tätig. Seine Arbeiten aus der NS-Ära wurden noch bis in jüngere Zeit in der rechten Szene publiziert, u.a. im Umfeld des Thule-Seminars. (Verwendete Materialien: Michael H. Kater, "Das' Ahnenerbe' der SS 1935- 1945: Ein Beitrag zur Kulturpolitik des dritten Reiches", Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2006, S. 75; Info des Pressereferats der Uni Tübingen, 2001; sowie: Rabenclan e.V., unter: ARUN - Verlag Anhang - Weitere Materialien und Zitate zum ARUN - Verlag)
  3. Red. Anmerkung: Vermutlich handelt es sich hier um den österreichischen Philosophen und Psychologen Walter Schmied-Kowarzik (1885-1958). Dass W. Schmied-Kowarzik irgendeine nennenswerte Affinität zum Nationalsozialismus aufgewiesen, oder eine besondere Funktion im NS-Apparat bzw. in der "nationalsozialistischen Welt der Wissenschaft" inne gehabt haben könne, erscheint nach unseren bisherigen Recherchen eher unwahrscheinlich. So heißt es z.B. in seiner, von der Universität Kassel online gestellten Vita über das Jahr 1942: "Auf Betreiben von Arnold Gehlen und Gunther Ipsen sowie anderen linientreuen Professoren an der Universität Wien als apl. Prof. in den Ruhestand versetzt; weiterhin jedoch Studienrat, zuletzt (bis Herbst 1944) stellvertretender Direktor am Gymnasium in Mödling" (Quelle: WALTER SCHMIED-KOWARZIK (1885-1958). Immerhin wird dort auch, bezüglich 1945-1946, erwähnt: "Internierung durch die Amerikaner in Moosburg in Bayern" (Quelle: ebd.).
  4. Red. Anmerkung: Prof. Dr. Karl Andreé (1880-1959) scheint - soweit wir dies bisher recherchieren konnten - zu den "politisch nicht vorbelasteten" professoralen Bewunderern des Spanuth´schen Werks zu gehören. Im Internet haben wir folgende Biographie entdeckt: "Karl Erich ANDRÉE wurde am 10.03.1880 als jüngster Sohn der Apothekerfamilie Adolf Andrée und seiner Ehefrau Anna Henriette in Münder am Deister geboren. Nach Besuch des 1. Schuljahres siedelte die Familie 1887 nach Hannover über. Von 1887 bis Ostern 1898 besuchte ANDRÉE das dortige humanistische Gymnasium Lyceum I und schloß mit dem Abitur ab. Nach dem Abitur belegte er zwei Semester Chemie an der Technischen Hochschule Hannover. Am 27.04.1899 wechselte ANDRÉE an die Philosophische Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen. Dort widmete er sich dem Studium vorwiegend der Mineralogie, später mehr der Geologie, Paläontologie und Zoologie. Der ordentliche Professor der Geologie, Geheimer Bergrat Dr. phil. Dr.-Ing. Adolf von Koenen (geb. 21.03.1837, gest. 03.05.1915), war es dann, der ANDRÉE anregte, seine Dissertation über die Geologie Iburgs zu schreiben. Für seine geologischen Studien in Iburg durchstreifte ANDRÉE die Umgebung nach Aufschlüssen. In diesen sammelte er selber, ließ sammeln oder bediente sich vorhandener Sammlungen. So sammelte ANDRÉE aus den Steinbrüchen Dörenberg, Hohnsberg, Hochholz und Musenberg 118 verschiedene Arten. In der Sammlung des Geologisch-Paläontologischen Instituts der Georg-August-Universität Göttingen befinden sich heute noch ca. drei Schubläden mit Material vom Steinbruch Dörenberg, das er für seine Dissertation bearbeitet hatte. Während seiner Iburger Zeit wohnte ANDRÉE im Haus Schnüpke an der heutigen Osnabrücker Straße 8. Am 27. Juli 1904 fand in der Aula der Universität Göttingen die mündliche Doktorprüfung statt - die Promotionsurkunde ist datiert auf den 22.09.1904. Die Doktorarbeit "Der Teutoburger Wald bei Iburg" findet bei Wissenschaftlern höchste Anerkennung (hier: Buchbesprechung 1904)! 1905 folgte ein freiwilliges Jahr bei der 1. Kompanie des Infanterie-Regiments 82 in Göttingen. Vom 01.01.1906 bis zum 30.09.1908 war ANDRÉE Assistent am Geologischen Institut der Bergakademie Clausthal. Am 26.05.1906 heiratete er Helene Rathkamp, die ihm in den folgenden Jahren zwei Söhne und zwei Töchter schenkte. Es folgten Assistentenjahre an der Technischen Hochschule Karlsruhe (01.10.1908 - 31.03.1910), vom 01.04.1910 - 31.03.1915 war er Privatdozent an der Universität Marburg bei Prof. Emanuel Kayser. Am 25.04.1910 folgte seine Habilitation für Geologie und Paläontologie mit einer paläontologischen Arbeit. Im April 1915 wurde ANDRÉE als Professor für Geologie und Paläontologie an die Albertus-Universität in Königsberg Pr. (heute: Kaliningrad, Rußland) berufen. Dort war er Direktor des Geologisch-Paläontologischen Instituts und der Bernsteinsammlung der Albertina. 1930 wurde er Rektor der Universität. Nachdem am 02.07.1929 seine Frau starb, heiratere ANDRÉE am 04.03.1931 Käthe Sobolewski, die ihm eine Tochter schenkte. Von Königsberg aus führten seine wissenschaftlichen Exkursionen in seine geologische Heimat, dem Teutoburger Wald und dem Münsterschen Becken. Im Januar 1945 floh ANDRÉE mit seiner Familie aus Ostpreußen. 1946 wurde er als Hochschullehrer von der Georg-August-Universität Göttingen, der Paten-Universität für die Königsberger Albertus-Universität, übernommen und hielt bis 1951 Vorlesungen. Nach kurzer, schwerer Krankheit verstarb Prof. Dr. Karl ANDRÉE am 18. August 1959 im Alter von 79 Jahren; seine letzte Ruhestätte fand er auf dem Göttinger Stadtfriedhof. Er hinterließ über 125 wissenschaftliche Arbeiten, darunter 12 Bücher." Quelle: ">Iburger Geowissenschaftler<", unter Karl Andreé (1880 - 1959) (nicht mehr online)
  5. Red. Anmerkung: Walter Stokar von Neuforn (1901-1959), Universität Köln, war, was die Zeit des Nationalsozialismus angeht, durchaus vorbelastet. Siehe dazu etwa: Joachim Lerchenmueller und Gerd Simon: "Symboltötungen - Der Fall Schwerte-Schneider und neue hilflose Antifaschismen" --- Burkhard Dietz, Helmut Gabel, Ulrich Tiedau: "Griff nach dem Westen: die "Westforschung" der völkisch-nationalen Wissenschaften zum nordwesteuropäischen Raum (1919-1960)", S. 867 --- Michael Schwab: "Walter von Stokar – Neuforn (1901-1959). Biographie eines Prähistorikers" (nicht gedruckte Magisterarbeit, Universität Bonn, 2007). Insofern ist natürlich eine gewisse Vorsicht angebracht, wenn Stokar sich - wie oben folgt - 1954 über die Ur- und Frühgeschichts-Forschung der "letzten 20" Jahre äußert.
  6. Anmerkung: Mit einiger Sicherheit handelte es sich hierbei um den Urgeschichtler und Germanen-Fachmann Dr. K. H. Jacob-Friesen, der zwischen 1924 und 1953 Direktor des Niedersächsischen Landesmuseums Hannover war.